Tschüß flickr & Yahoo!

Shi Tao - flickr-Yahoo

Ich habe mich heute von meinem rechts eingeblendeten flickr-Widget verabschiedet, denn ich hab keine Lust mehr diese Yahoo-Company weiter zu unterstützen. Stattdessen befindet sich dort nun eine Grafik mit einem Link zu einer Aktion von Amnesty International. Es geht dort um den Fall des chinesischen Journalisten Shi Tao:

Eine E-Mail veränderte sein Leben völlig: Der chinesische Journalist Shi Tao wurde im April 2005 zu einer zehnjährigen Haftstrafe verurteilt. Der Grund: Er hatte einer amerikanischen NGO eine E-Mail über die chinesische Pressezensur geschrieben.

Amnesty International

Die vergleichsweise kleine Photocommunity flickr wurde 2005 an den Internetriesen Yahoo verkauft. Und dieser hat offenbar soviel Angst davor, sich die Geschäfte im Ausland zu ruinieren, daß die Firma die letzten Jahre immer wieder aufgefallen ist – und das nicht positiv im Sinne der Menschenrechte. Neben der vorauseilenden Zensur wegen der unsicheren Geschäftslage in Deutschland, ist aber der Fall Shi Tao ein besonders schwerwiegendes Beispiel.

Shi Tao hatte über sein Yahoo-Konto eine E-Mail an eine amerikanische Nichtregierungsorganisation (NGO) geschrieben. Darin schrieb er, dass die chinesische Regierung Journalisten davor gewarnt hatte, im Vorfeld des 15. Jahrestages über das Massaker auf dem Tiananmen-Platz zu berichten. Diese E-Mail wurde anonym veröffentlicht.

Durch die Zusammenarbeit mit Yahoo konnte die chinesische Regierung den Absender dieser E-Mail ermitteln. Daraufhin verurteilte ein Gericht Shi Tao im April 2005 zu zehn Jahren Haft. Die Urteilsbegründung: Er soll dem Ausland „Staatsgeheimnisse“ verraten haben.

Tatsächlich hatte Shi Tao die betreffende Informationen bei einer Redaktionssitzung der Zeitung, für die er arbeitete, erhalten. Wie er beteuerte, handelte es sich nicht um Staatsgeheimnisse.

Amnesty International

Das Interview mit dem China-Experten Dirk Pleiter von Amnesty International verdeutlicht, wie sich staatliche Überwachung in der Praxis entwickeln kann. Insofern ist es eine deutliche Mahnung an die überzogenen Überwachungsbegehren unserer aktuellen Regierung (Stichwort: Vorratsdatenspeicherung).

Direktlink

Daher versucht die Regierung auch Internetanbieter mit in die Verantwortung zu nehmen. Die Firmen sind verpflichtet die Nutzung des Internets auch mit zu überwachen, und gegebenenfalls dann auch Informationen an die staatlichen Behörden weiter zu geben.

In diesem Fall war es eine simple eMail, die 10 Jahre Knast einbrachte. In unserem Fall könnte der reine Verdacht auf verdächtiges Verhalten bereits einen vollautomatisierten Überwachungsapparat in Gang setzen. Und ich will dann keinen der Verharmloser und Ich-hab-doch-nix-zu-verbergen Typen meckern hören – das Internet wird dann nämlich bereits sehr leise geworden sein.

via: [Missing Link]

Ach ja, der Button kann natürlich beliebig von euch genutzt werden.
Am besten aber gleich mit Direktlink zu der Aktion von Amnesty International:

flickr-Yahoo-Menschenrechte

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Nachtrag 26.08.2007:

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Politik

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12 Kommentare »

  1. Marco said

    Leider sind unsere Köpfe für die Unverhältnismäßigkeit chinesischer Strafmaße ebenso auf Durchzug, wie für die Terroranschlagsopfer in Bagdad. Deshalb werden Meldungen wie diese von der Öffentlichkeit ignoriert. Leider. Wir werden China nicht ändern, natürlich nicht. Aber immer wieder darauf hinweisen, daß, bei aller Wirtschaftspolitik, dort ein Menschenleben nichts, aber auch gar nichts wert ist, das ist dringend notwendig. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, daß steter Tropfen doch ein wenig die Chinesische Mauer höhlt. Und das die Analbesichtigungen unserer Politiker bei den chinesischen Parteigrößen endlich wieder auf ein erträgliches Maß zurückgeschraubt werden.

  2. Lucky#Slevin said

    Woah.. davon habe ich noch gar nichts mitbekommen. Aber Flickr geht mir auch so auf die Nerven, seitdem Yahoo seine Hände im Spiel hat. Und ganz zu schweigen von den ganzen Copyright-Verletzungen, von denen man immer mal wieder hört- und Yahoo/Flickr sitzen da und gucken sich das stillschweigend an, ohne auch nur im geringsten was zu unternehmen- am Ende werden einzelne Bilder zensiert oder gesperrt WEIL DEREN FOTOS GEKLAUT WURDEN.

    Macht nicht viel Sinn, aber so ist es leider.

  3. rollmops said

    Das mit dem steten Tropfen und der Hoffnung ist genau der Punkt. Denn das ist das mindeste was man in solchen Fällen machen kann: öffentliche Aufmerksamkeit schaffen. Einfach darüber berichten, reden – sprich die Menschen damit konfrontieren, daß ihre Wahl eine bestimmte Firma zu unterstützen auch ganz konkrete Auswirkungen hat. Irgendwann wird der öffentliche Druck so gross, daß die Firmen reagieren müssen.

    Das funktioniert genauso mit Regierungen, das zeigt der Fall der uigurischen Menschenrechtsaktivistin Rebiya Kadeer. Sie wurde 2004 von der chinesischen Regierung aufgrund des zunehmenden öffentlichen Drucks nach 5 Jahren Haft freigelassen. In diesem Interview spricht sie davon, wie sie bereits während der Haft gemerkt hatte, daß sich ausserhalb irgend etwas getan haben musste, denn ihre Haftbedingungen besserten sich plötzlich.

  4. pink fluffy said

    wtf? i heard about the „censur“ but this is really aweful.. i don’t use flickr since the rumours about such stuff and transerred my docs to ipernity, which is much better.. much more photos AND vids and music files and a blog all for free.. http://www.ipernity.com

  5. Podkill said

    […] Ich fand Flickr eh schon immer kacke, die zensieren jeden Mll. ADE Yahoo. Links: AI – Kampagne Rollmops anti-Flikr Page Sonntag, 4. November 2007 | Kommentare (0) | Trackbacks (0) Tags fr diesen Artikel: china, […]

  6. pink fluffy said

    just received a message from another flickr member, that flickr deleted tags which the other member added without telling me at all..

  7. dieter said

    Journalisten an ein Regime wie das chinesische zu verraten ist natürlich besonders böse.

    Allerdings würde ein konsequenter Boykott die Informationssuche im Internet erheblich erschweren. Zumindest die Zensur wird von google genauso unterstützt. Ich weiß nicht, ob sie auch ihre Mail-User verraten würden, aber wundern würde es mich nicht…

  8. maybejam said

    Bohhhh, war mir bisher gänzlich unbekannt, dass Yahoo und damit ja nun auch flickr so verstrickt in diese Politk sind.
    Da muss ich doch sehr überdenken, ob ich meinen Account und meine dort lagernden 14000 Fotos ab „nächstes Jahr“ noch DORT behalte, denn 25$ verschenkt man ja nicht einfach so.
    Vielen Dank für die Info!
    Zu meckern gibt es ja genug an einem flickr Account. Da funktioniert einiges nicht zufriedenstellend. Und Wünsche auch der zahlenden User sind eher Nebensache!
    Aber welcher Dienst bietet ähnliches zu annehmbaren Preisen und mit einer anständigen Bedienung des Accounts?!

    • rollmops said

      Technisch sehr ähnlich ist hq23. Allerdings von der Größe der Community kein Vergleich – gerade das war aber eigentlich das Besondere an flickr, das fehlt mir schon sehr.

      • maybejam said

        Na dann probiere ich den gleich mal aus und überdenke mal, ob der Umstieg für mich einen Sinn macht.
        Die Entscheidung ist ja wie bei Heise. auch schon beschrieben“ gar nicht ganz einfach.
        Ich benötige zwar keine Riesencommunity, aber die, die man hat, da würde man ungern drauf verzichten. Und alle Kontakte neu „einzunorden“ auf einen neuen Dienst ist auch nicht einfach. War schon schwer genug, sie alle zu flickr zu überreden, der ja von der Bedienung für jemand der nicht alle Tage mit flickr zu tun hat wahrlich nicht einfach zu handhaben ist!

        • rollmops said

          „Peer pressure“ ist ein wirklich passender Begriff dafür. Na ja, muss jeder selbst entscheiden, ich verzichte weiterhin, bis sich Yahoo öffentlich dazu bekennt, so etwas nie wieder zu tun.

          Rein technisch hilft bei einem Wechsel Migratr; ging bei mir problemlos.

  9. hihi said

    blödsinniges copyright.. was für eine veraltete völlig überholte sichtweise ist das denn :)

    ohjeh demnächst wird noch wieder inquisition vorgeschlagen… hehe

    klaut bilder und infos was das zeug hält, leute, google macht es so – also wir auch und weiter gehts… kinder

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